Auf den alpinen Spuren des 1. Weltkrieges

Vor fünf Jahren sind Resl und Steffi den GR20 in Korsika gegangen. „Qual“ und „Schmerz“ sind längst vergessen… da muss wohl mal wieder ein Weitwanderweg her 😊 Zeit als limitierender Faktor brachte dann die Idee, einen Teil des „Dolomiti senza confini“ gemeinsam zu gehen. Damit kein Auto gestellt werden musste entschieden wir uns für den gleichen Anfangs- und Endpunkt: das Refugio Lunelli.

Da wir im August unterwegs waren, die Hütten daher sehr voll sind und wir zudem generell liebend gerne draußen schlafen, beschlossen wir auch dieses Mal, das gesamte Equipment von Schlafsack bis Kochzeug und ausreichend Lebensmittel mitzunehmen und zu tragen. Auch wenn wir sehr sparsam packten, hatten unsere Rucksäcke in etwa 15 Kilo, was sich bei einem Klettersteig dann doch ziemlich anhängt, aber alles der Reihe nach 😊

Wir trafen uns am Samstag am Abend in Sexten, um bei gutem Südtiroler Essen die Route nochmals gemeinsam zu planen und abzusprechen. Anschließend ging es weiter in Richtung Auronzo, wo es dann etwas davor hinauf zum Refugio Lunelli ging. Hier parkten wir am rechten Parkplatz und verbrachten die Nacht in der Josi.

Tag 1:

Am nächsten Tag starteten wir um 07:30 Uhr, da die erste Etappe mitunter die Längste und Anstrengendste sein sollte. Kurz vor dem Refugio Berti ging es dann in Richtung Felswand, wo der Klettersteig dann auch schon begann.

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Bei der Abzweigung kurz unter der Berti Hütte.

Wir mussten uns erstmal an das Gewicht am Rücken gewöhnen, da der Schwerpunkt beim „klettern“, sich dann doch etwas anders als sonst verhielt. Bald hatten wir das aber auch heraußen und somit stand einem klettersteigintensiven Tag mit teils mühsamen Abstiegen nichts mehr im Weg. Die einzigartige Dolomitenlandschaft war allerdings eine gute Ablenkung und so erreichten wir nach etwa 8 Stunden das Refugio Carducci. Der Blick nach Auronzo trübte unsere Stimmung etwas, da außer schwarz nichts zu sehen war.

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Das Wetter in Auronzo war nicht so prickelnd.

Nach langem hin und her und schlussendlich deutlicher Besserung der Wetterlage beschlossen wir dann draußen am „Hüttensee“ zu schlafen. Zuvor ging es allerdings noch in den durchaus warmen See zum Baden. Das Badevergnügen teilten wir mit 2 sympathischen Kölner Jungs – schönen Gruß nach NRW an dieser Stelle – welche wir zuvor bei der Routenplanung etwas unterstützten.

Nach „gutem“ Travelfood und einem hervorragenden Rotwein ging es dann ab ins „Bett“, welches trotz Wetterleuchten rund herum zum Glück die ganze Nacht über trocken blieb.

Tag 2:

Mehr oder weniger gut erholt starteten wir um ca. 07:45 Uhr in Richtung Bivacco De Toni. Am Anfang waren wir noch etwas verwirrt, da beim Refugio stand, dass der Weg gesperrt sei. Es stellte sich allerdings heraus, dass der ursprüngliche Weg seit 2015 aufgrund von Murenabgängen gesperrt ist und es daher einen neuen Klettersteig gibt, der einwandfrei zu bewältigen ist (vorausgesetzt, man bringt die Fähigkeiten für einen Klettersteig mit sich). Nur der Schluss, kurz bevor man in das Schotterfeld vor dem Bivacco De Toni kommt, ist es etwas mühsam und die Seilversicherungen etwas „schwächer“, was das Ganze etwas anstrengender machte und auch die Steinschlaggefahr durch vorherige Gruppen etwas erhöhte (zum Glück waren wir die Ersten). Ansonsten ist aber auch dieser Klettersteig mit seiner Kriechschlüsselstelle sehr lohnend.

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Am Bivaco de Toni.

Am Bivacco De Toni machten wir dann erstmal eine Pause und genossen das schöne Wetter und den tollen Ausblick. Weiter ging es dann unterhalb des Zwölfermassives, vorbei über ein kleines Schneefeld um dann dem logischen Weg, mal auf dem Rücken mal in der Flanke, bis zur beschilderten Abzweigung zum Alpini Steig zu folgen. Alte Steinstufen und Stollen aus dem ersten Weltkrieg machten diesen Steig zu einem Freilichtmuseum und er ist es auf jeden Fall Wert begangen zu werden (Für geübte und trittsichere Wanderer auch gut ohne Klettersteigset möglich).

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Alpini Steig. Treppen und Stollen sind noch gut erhalten.

Auf der Bülleljochhütte genossen wir dann erstmal einen Espresso. Weiter ging es dann mit den zwei Jungs Chris und Raphi zur Drei Zinnen Hütte, da die Bülleljochhütte keinen Schlafplatz für die Jungs mehr hatte. An der Drei Zinnen Hütte angekommen, hatten wir erstmal einen ordentlich „Kulturschock“, August und Dolomiten bietet halt doch nicht die einsame Idylle. Nach kurzem Donnern und etwas Regen machten sich die Jungs auf den Weg zum Refugio Lavaredo und wir genossen noch den italienischen Weißwein mit netter Gesellschaft aus dem Lungau. Es schien, als wäre das Wetter vorbeigezogen und somit gingen wir runter zu den Seen um unserer Körperpflege nachzukommen und einen schönen Schlafplatz zu sichern. So müde wie wir waren, wollten wir ganz bald schlafen gehen, aber das wurde leider nichts, denn die Nebelfelder zogen immer mehr herein und in der Ferne blitzte es auch schon ordentlich. Wir entschieden uns daher wieder rauf zu Hütte zu gehen und ganz in der Nähe zu schlafen, damit wir bei Regen und Gewitter schnell flüchten können. Es fing dann auch schon bald zu regnen an, was aufgrund unserer Biwaksäcke kein großes Problem darstellte, das Blitzen und Donnern zur fast gleichen Zeit ließ uns dann aber doch bei der Hütte Schutz suchen.

Tag 3:

Nach einer eher durchwachsenen Nacht gönnten wir uns noch einen Kaffee bis wir uns pünktlich um 08:00 Uhr mit Raphi und Chris trafen, um ohne Gepäck und bei tiefblauem Himmel zum Toblinger Knoten aufzubrechen. Ohne Gepäck hieß auch ohne Beschreibung und so gingen wir bereits im Aufstieg den gedachten Abstieg, was aber an der bombastischen Aussicht am Gipfel nichts änderte. Zurück bei der Hütte, schulterten wir das Gepäck wieder und wir gingen (mit kurzem Umweg, es war der Tag des Verlaufens 😊) zum Paternstollen, welcher uns zum Einstieg des Klettersteigs zum Paternkofel führte. Der Stollen ist irrsinnig beindruckend und zwingt einem gleichzeitig zum Nachdenken, was vor 100 Jahren hier geschehen ist. Der Paternkofel ist total überlaufen, dennoch lohnend, aber wir schauten, dass wir relativ zügig wieder in Richtung Bülleljochhütte weitergingen, um von dort gestärkt mit Espresso zur Zigmondyhütte abzusteigen.

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Die 3 Zinnen vom Paternkofel.

Die letzten Meter zur Hütte bekamen wir ein paar Regentropfen ab. Bei der Hütte angekommen genossen wir, dass das Gewitter uns jetzt nichts mehr anhaben konnte und tranken erstmal einen Wein. Der Nachmittag gestaltete sich als sehr gemütlich, neben Chris und Raphi war auch eine weitere Gruppe aus Deutschland, welche sich seit Anfang den Weg mit uns teilte, auf der Hütte und trugen zu guter Gesellschaft bei. Nach gutem Hüttenessen, schmackhaften Wein und lustigen Gesprächen ging es für uns zwei dann zum Schlafplatz, den wir in etwa 300 Meter neben der Hütte bereits ausgecheckt hatten.

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Schlafplatz in der Nähe von der Zigmondyhütte.

Ein erneutes Wetterleuchten und viele Nebelschwaden ließen Steffi auch diese Nacht nur wenig schlafen, Resl hingegen konnte zum Glück etwas Schlaf nachholen.

Tag 4:

Auch diese Etappe wurde gemeinsam mit Raphi und Chris absolviert. Der Alpini Steig führte uns unschwierig durch die massive Wand, wo man sich von der Ferne nicht vorstellen konnte, dass dort ein so leicht zu begehender Steig durchführt. Landschaftlich erneut wunderschön und auch wieder deutlich ruhiger als am Vortag, erreichten wir bereits um 10:00 Uhr die Elferscharte. Der Blick zur Rudihütte und ein Blick auf die Karte ließen uns unsere Pläne verwerfen. Wir entschieden daher bereits an diesem Tag in Richtung Rotwandklettersteig zu gehen und folglich auch ins Tal abzusteigen. Bei der Sentinellascharte, wo es zur Rotwand geht, beschlossen wir aufgrund einiger bereits aufziehenden schwarzen Wolken, den Klettersteig sein zu lassen und gleich durch das Schotterkar zur Bertihütte abzusteigen. Der Abstieg war trotz mittlerweile viel leichterem Gepäck sehr mühsam und wir waren schlussendlich alle happy, als wir gesund und im Trockenen bei Radler und Essen im Refugio Lunelli saßen.

Hier trennten sich nun auch die Wege von den Jungs.

Alles in allem kann diese Rundtour mehr als empfohlen werden. Am besten geht man sie aber wahrscheinlich im Herbst, wenn alle Schneefelder schon weg sind und trotzdem keine Massen an Touristen mehr die Berghütten erklimmen wollen. Sollte man nur im Sommer Zeit haben, empfiehlt es sich, die Hütten davor zu reservieren oder wie wir es gemacht haben, einfach sein Zeug selber mitzunehmen 😊 Schlafmöglichkeiten gibt es ausreichend, auch während den Etappen sind immer mal wieder sehr gute Unterschlupfmöglichkeiten zu finden. Plant man es allerdings so, dass man immer in der Nähe von den Hütten schläft, kann man sich das Schleppen der Lebensmittel ersparen, Schlafplätze neben den Hütten gibt es ausreichend. Bis auf die Bülleljochhütte, haben auch alle Hütte Trinkwasser.

Die geplante Kletterei danach mussten wir leider aufgrund vom schlechten Wetter absagen (zum Glück sind wir so bald gestartet und hatten bei den Klettersteigen echt super Glück mit dem Wetter) und so gingen wir nur noch am Donnerstag im Militärklettergarten beim Dürrensee ganz kurz Sportklettern.

Auch dem Pragser Wildsee statteten wir noch einen Besuch ab, um in der Nähe einen schönen letzten Schlafplatz für die Josi zu finden.

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Pragser Wildsee-einen Besuch wert.

Aber auch hier kann gesagt werden, besucht die Gegend lieber wenn der Schnee noch auf den Bergen liegt denn mit den Touristenmassen macht es echt schon fast keinen Spaß mehr.

Wir haben allerdings die gemeinsamen Tage sehr genossen und konnten uns mal wieder in aller Ruhe ausgelassen unterhalten. Mei war des mal wieder nett…so vü schian 😊

Danke Dir Resl fürs Fotografieren!