Goldener November

Ein Tag schöner als der andere. Zumindest in Innsbruck, wo wir glücklicherweise wieder vom Nebel verschont blieben. Tiefblauer Himmel und wunderschöne Lichtstimmungen, aufgrund der tiefstehenden Sonne, begleiteten uns schon die ganze Woche und so stieg die Vorfreude auf das Wochenende immer mehr. Die Berge zeigen sich eher wie im September als im November. Ziemlich schneearm und golden leuchten sie von oben, weshalb die Entscheidung schnell gefasst und das Ziel Schüsselkar festgelegt war.

Den Samstag verbrachten wir mit einem gemütlichen „Geburtstagshike“ am Rauschbrunnen. „Corona-30er“ ist anders, aber definitiv nicht minder schön. Die Sonnenstrahlen, die gerade so den Weg durch die Bäume schafften, sowie der Ausblick gen Westen, ließen neben der netten Gesellschaft den Tag ganz besonders sein. Die schnellen Erledigungen in der Stadt danach erzeugten allerdings einen derartigen Kulturschock und ein Staunen wie viele Menschen im doch kleinen Innsbruck, trotz fehlender Touristen, unterwegs sein können. Wir freuten uns daher auf die „Bergruhe“ am Sonntag.

Am Scharnitzjoch

Der Wecker klingelte mal wieder früher als unter der Woche, das Aufstehen ging aber viel leichter von der Hand. Um 06:45 Uhr starteten wir dann mit einem immer heller werdenden Horizont in Richtung Leutasch. Dieses Mal wollten wir den Weg aus dem Gaistal über die Wangalm zum Schüsselkar in Angriff nehmen. Die ersten gut 500 Höhenmeter mit dem Bike und dann von der Wangalm nochmals gut 500 Höhenmeter zu Fuß zum Wandfuß. Gut erholt dachten wir, das wird schon halbwegs schnell von der Hand gehen…hm, jetzt verstehen wir jedenfalls warum das E-Bike bei diesem Zustieg so beliebt ist. Es ist echt richtig steil, vor allem gleich am Anfang und dann noch der schwere Rucksack, da könnte einem ja schon fast die Lust vergehen, wäre da nicht diese schöne Morgenstimmung und Ruhe. Für all jene, die diesen Weg noch nie gewählt haben: Start am Parkplatz Stupfer P2. Dann direkt gegenüber die Forststraße nehmen und dieser bis zu den Wanderschildern (Wettersteinhütte, Wangalm) folgen. Ab hier den Schildern (rechts weg) folgen und die steile „Forststraße“ hinter dem Schranken hoch. Wir waren uns hier nämlich nicht sicher, so ging es die Hälfte dieses steilen Hangs halt gleich zweimal hoch.

Erste Seillänge

Danach wird’s gemütlicher und die Forststraße geht in angenehmer Steigung dahin, bis es kurz vor der Wettersteinhütte nochmal richtig steil wird und auch die letzten beiden Kehren bis zur Wangalm haben es in sich. Hier säumt ein E-Bike nach dem anderen den Zaun, nur wenige fahren scheinbar unmotorisiert hoch. Von da geht’s dann am Wanderweg zu Fuß weiter. Wir hatten zwei Topos dabei und entschieden uns dann, da nicht besetzt und von Matze empfohlen, für die „Erdenkäufer Sigl“. Merci an dieser Stelle. Mit dem Panico Topo und der ergänzenden und sehr treffenden Beschreibung, war die Routenfindung sehr einfach. Die ersten Meter der ersten Länge waren gleich richtig schön. Die zweite Länge ist mit dem „Schlurf“ echt super speziell und irgendwie auch etwas angsteinflößend. Nicht, weil man Angst vorm Stürzen hat, vielmehr, weil man Angst vorm Steckenbleiben hat. Irgendwie passt der Körper dann doch durch und wenn man dann aus dem „Loch“ rauskommt, ist es schon cool, dass man da durchgepasst hat. Wir waren aber tatsächlich froh, dass wir keinen Rucksack dabei hatten.

Der „Schlurf“

Die 3. Länge ist mit Sicherheit das Sahnehäubchen, einfach genial und richtig lässig zum Klettern. Bemerkenswert was die Natur so alles kreiert. Nach einer kurzen Pause, wir hatten eine Seilschaft vor uns, ging Steffi die Schlüsselänge an und kämpfte sich hoch. Felix im Nachstieg tänzelte sie hoch und konnte die 5. Länge, die ebenfalls nochmal lohnend ist, noch bei warmen Temperaturen genießen. Eine hohe Wolkenschicht verdeckte die Sonne etwas und daher war es in der letzten Seillänge, die nette Züge aufweist, deutlich kühler.

Auf der Scharte

Am Gipfel stürmte es regelrecht und so war das Warten zum Abseilen etwas unfein. Aber da wir dann zu 6. (oben war es aus mit der „Bergruhe“ ^^) immer alle die gleichen Seile benutzten, ging es schlussendlich doch relativ zügig und am Wandfuß angekommen war es wieder richtig fein warm. In der Abendsonne ging es in Traumkulisse bis zur Wangalm und ab dann konnten wir es einfach nur noch rollen lassen…Yipiii, das Rauftreten hat sich ausgezahlt, so ein schönes Gefühl. Dieses Mal schafften wir es noch vor der Dunkelheit zum Auto. Den Sonntagabend genossen wir dann bei gutem Essen, Wein und müden Beinen. Wochenende perfekt genutzt und Energietanks wieder aufgefüllt. Check!