Auf leisen Sohlen Richtung Winter

November. Warmfront. Seit einer Woche Besitzer eines Mountainbikes. Zeit für „Bike & Climb“!

Wir suchten nach einer Mehrseillängentour, bei der der Zustieg am besten mit einem Fahrrad zu bewältigen ist und wurden im schönen Hinterautal fündig. Da die Tour „Auf leisen Sohlen“ unsere Anforderungen erfüllte ging Samstag der Wecker etwas früher als sonst und wir machten uns um 06:30 Uhr auf den Weg nach Scharnitz. Von dort ging es mit dem Mountainbike bei sehr frischen Temperaturen in Richtung Einstieg unterhalb der Tratenwand. Der Weg dorthin war durch die kalten Temperaturen, dem glitzernden Raureif und durch die allgemeine vorwinterliche Stimmung schon ein Erlebnis für sich. Nach 50 Minute erreichten wir die links deutlich sichtbare Plattenflucht, stellten die Fahrräder neben der Isar ab und gingen das gut begehbare Schotterfeld zum Einstieg hinauf. Am Einstieg (Bohrhaken mit alter Reepschnur) wechselten wir von Zufahrts/-stiegs Bekleidung auf Klettergewand und machten uns auf den Weg die 12 Seillängen hinauf.

Stärkung vor der ersten Länge

SL #1: In einem anderen Blog lasen wir etwas von einem „Kaltstart“ und das hätte an diesem Tag nicht zutreffender sein können. Die 1. Länge war für uns gleich die größte Herausforderung, besonders da wir Plattenklettern eher selten praktizieren. Mit gefühllosen Händen und Füßen aufgrund der Kälte aber umso interessanter. Der Überhang hingegen löste sich sehr gut auf und die Länge machte Lust auf mehr.

SL #2: Kurze Stelle direkt vom Stand weg etwas kniffelig, danach einfaches Gelände immer linkhaltend bis zu einer Latsche. Dort befindet sich ein Bolt, an dem wir Stand machten.

SL #3Von dort in nicht allzu schwerem Gelände deutlich (!) linkshaltend in eine offensichtlich nach oben ziehende Rinne. Stand an einem einzelnen Bolt mit Rapidglied.

SL #4: Der Rinne weiter in gemäßigtem Gelände folgen, vorbei an einer Abseilstelle in ein plattige Rinne bis zu einem weiteren, einzelnen Abseilring.

Plattenparadies

SL #5: Die wahrscheinlich fordernste Länge, da die Schwierigkeit sehr anhaltend ist, zieht die sich nach oben erstreckende Rinne entlang und fordert von Platten-, über Verschneidungs- und Piaz-Klettern einiges an Bewegungstalent ab. Geniale Länge!

SL #6: Hier gibt es zwei Optionen: 1) Nach links in einen steilen Quergang an zwei vom Stand gut sichtbaren Bolts und in eine sehr glatte Platte, oder 2) nach rechts, vorbei an einer grasigen Stelle, über einen Überhang und in einen etwas besser strukturierten Plattenbereich. Wir sind die rechte Variante geklettert, die bis auf die grasige Stelle sehr schön war.

SL #7: Wir haben das Seil aufgenommen und sind ohne Sicherung zum nächsten Stand. Rechts zieht eine nicht allzu schwere Rinne empor, über die man ohne große Schwierigkeiten zum höhergelegenen Gehgelände kommt.

SL #8: Schöner Plattenstart (langsam hat man sich an das Plattenklettern gewöhnt), über zwei unschwere Überhänge in nicht immer ganz festem Fels zum nächsten Stand.

SL #9: Schöne, leicht nach links ziehende Länge. Eine kurze Plattenstelle, danach wieder gutgriffige Plaisir-Kletterei.

SL #10: Einfaches Gelände, die größte Schwierigkeit ist keinen Steinschlag auszulösen. Das Topo stimmt hier sehr genau, wer eine Schlinge an der Latsche nach 30m anbringen möchte kann das gut tun, der Stand ist dann rechts neben einer sehr kleinen Latsche. Die Länge benötigt die vollen 60m Seil.

SL #11: Erst durch eine Geröllrinne nach rechts, dann in eine glatte Platte (wer hätte es gedacht) und dann wieder nach rechts den (nicht immer ganz leicht zu findenden) Bolts nach. Oben raus ist der Fels dann wieder etwas strukturierter.

SL #12:  Die letzte Länge zieht nochmals etwas nach links in eine weitere Platte. Spätestens jetzt sollte aber jeden den Bogen raus haben und man kann diese letzte Länge nochmals vollends genießen, ehe es nach Eintrag ist das sehr originelle Wandbuch ans Abseilen geht. Wir kamen bei den letzten Sonnenstrahlen dieses Tages oben an und genossen die letzten warmen Strahlen.

Auf leisen Sohlen

Das Abseilen geht problemlos und kann genau so gehandhabt werden wir im bergunsteigen.com Topo beschrieben. Über die oberen Platten ist es etwas mühsam, geht aber auch. Der letzte Abseiler in der unten gelegene Rinne geht sich mit 60m Doppelseil gut aus, auch wenn es von oben nicht so aussieht. Das Topo stimmt hier wirklich sehr gut! Wir kamen genau zur Dämmerung wieder unten an, holten unsere Rucksäcke am Einstieg und gingen zu den Fahrrädern. Die Isar versorgte uns mit Frischwasser, wir zogen uns warm an und fuhren dann gemütlich bis zum Auto. Was für eine grandiose Tour!

Abseilen with a view

Am Sonntag wollten wir etwas „gemütliches“ machen und entschieden uns für eine Bike-Tour zum „ausradeln“ auf die Kemater Alm. Da wir den Weg ja kannten verzichteten wir auf eine genaue Tourenplanung und waren dann nicht schlecht überrascht, wie steil es doch bis zur Kemater Alm hochzieht. Wir ließen uns Zeit und genossen die schöne Umgebung trotzdem. Nach kurzer Jause bei der bereits geschlossenen Kemater Alm entschieden wir uns noch bis zur Adolf Pichler Hütte zu radeln.

Bike-Ambiente

Wieder steiler als gedacht, wieder anstrengender als gedacht, trotzdem wieder schön oben anzukommen und alleine den Sonnenuntergang im Senderstal mit Blick auf die Kalkkögel zu genießen. Runter warteten dann keine Überraschungen und wir konnten das rundum gelungene Wochenende ausklingen lassen.