Kaiserlicher Sonntag

Endlich wurde für das Wochenende super beständiges Wetter gemeldet. So ging es voller Vorfreude nach der Arbeit am Samstagnachmittag in Richtung Unterland zur Griesneralm. Bei traumhafter Kulisse und kaltem Bier wurde die Tour final geplant und das Material sortiert. Da die Tour nicht so lange ist, konnten wir auch etwas länger schlafen und starteten den Tag um 06:30 Uhr mit Kaffee und Frühstück. Das Ziel: Predigstuhl Westkante. So ging es in die Steinerne Rinne und diese bis fast zum Ellmauer Tor. Immer wieder spannend wie sich die Optik ändert und man sich plötzlich nicht mehr ganz sicher ist, wo es jetzt genau hingeht. Die Zustiegsbeschreibung vom Topo (https://www.panico.de/alpinkletterfuhrer-wilder-kaiser.html) war allerdings perfekt und so fanden wir ohne Probleme den Einstieg neben dem Botzong Kessel. So geschwitzt, wie wir beim Zustieg haben, so gefroren haben wir beim Einstieg und den ersten beiden Längen. Aber gut, ein bisschen alpines Flair hat noch keinem geschadet 😊

Ausstieg zum Grat

Die Tour für sich, sehr schön, wenig Material vorhanden, die Stände sind aber mit sehr soliden Haken versehen und immer gut zu finden. Obwohl die Schlüssellänge nur mit 5 bewertet ist, ist der Kopf dann doch immer ordentlich gefordert und so schmeckt die Gipfeljause gleich noch besser. Noch dazu, wenn man wie den gesamten Tag bereits, allein unterwegs ist. Lediglich die Rufe der Fleischbank Ostwand haben uns den ganzen Tag begleitet. In dem Kessel gibt es keine Geheimnisse. Der Blick bis zum Großvenediger auf der einen Seite und bis nach München auf der anderen Seite, ist wie immer einfach ein Traum.

Der Abstieg über den „Botzong Kessel“ geht dann besser als im ersten Moment gedacht. Beim Abkletten zum ersten Abseilstand ist uns doch etwas mulmig zumute, aber auch das geht dann viel leichter von der Hand als gedacht. Abgeseilt haben wir in Summe 3 Mal (60 Meter Halbseile). Haben wir beim ersten Abseiler noch etwas zaghaft gewirkt, da nur ein Fixpunkt vorhanden ist, waren wir beim Letzten schon sehr entspannt und haben uns an die alten Methoden gewohnt, denn so einbetoniert wie diese massiven Haken sind, kann halt auch nichts sein.

Abseilen durch Botzong-Kessel

Der Abstieg über die Steinerne Rinne ging recht zügig und so konnten wir um 16:15 Uhr unser eingekühltes Bier mit Nudeln genießen und auf einen schönen Tag zurückschauen. Dank der kürzeren Tour kommen wir auch in Innsbruck nicht zu spät an um so entspannt in eine neue Woche starten zu können. Traumhafter Tag in traumhafter Kulisse mit tollem Felsen-ja genau das war das was wir dieses Jahr schon so sehr herbeigesehnt haben.

Zu den einzelnen Längen:

1SL: der Einstiegsbolt ist rechts des eigentlichen Einstiegs, die Mulde links davon geht die Route hoch. Nach einigen Metern wird bei einem Bolt (für Adleraugen schon von unten sichtbar) nach links gequert. Die Querung ist kurz bevor sich die Mulde zu einem Kamin verengt. Danach geht es relativ gerade hoch zum ersten Stand.

2SL: Dem Topo folgend relativ gerade (eher links) hoch zum Stand. Der Stand befindet sich bevor die Verhauervariante nach links geht.

Die ersten beiden Seillängen sind super zum Warmwerden. Es sind immer gute Griffe, das Gelände ist relativ kompakt und es sind auch schon super schöne Züge. Dennoch muss man vom ersten Klettermeter an konzentriert sein.

3SL: Hier geht’s nicht den sichtbaren Haken nach nach links. Vom Stand wird erst ein paar Züge nach rechts und dann nach oben geklettert, bevor man beim Bolt rechts um den Block herum klettert. Bis zum Bolt muss ausschließlich selbst gelegt werden und immer der logischen Linie nach. Die Kletterei löst sich sehr gut auf und so hat man den ersten Teil gleich geschafft. Nach dem Rausqueren nach rechts geht es den Kamin, eher linkshaltend, hinauf. Ein Schlaghaken ist vorhanden der Rest muss selbst gelegt werden, ist aber mit Köpfl und Risse für Keile gut machbar.

4SL: Die Schlüssellänge geht zuerst gerade rauf, Schlaghaken vorhanden. Beim Bolt quert man dann über das „Dach“ etwas nach links raus, um dann der logischen Linie bis zum Stand zu folgen. Relativ gerade, mit leichter Tendenz nach links. Der Standplatz ist dann super bequem in einer Nische.

Die beiden Schlüsselseillängen bieten wunderschöne Kletterei. Super kompakter Fels, meist gute Griffe und wenn mal kurz nicht, dann kommt gleich danach ein guter Griff daher. Augen offenhalten, schön Steigen und dann lösen sich die Stellen gut auf und werden zum Genuss.

5SL: Den logischsten und leichtesten Weg nach links folgend, leicht bergab. Hier dann den rechten großen Kamin hinauf bis zum Stand der am Ende vom Kamin links dann gut zu sehen ist und sehr bequem ist. Geniale Länge für diesen Schwierigkeitsgrad. Es befinden sich keine Schlaghaken oder Bolts in dieser Länge.

6SL: Etwas links haltend den leichtesten Weg rauf bis zum Grat. Hier, wenn man den Ausstieg richtig erwischt an einem Ring den Stand machen, ansonsten gibt es am Grat ausreichend große Köpfl die sich zum Stand bauen eignen.

Der Überstieg zum Gipfel benötig nochmal Konzentration ist aber nicht mehr schwierig. Wir haben keine 7. Seillänge wie im Topo beschrieben gefunden.